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Der optimale, neue Zugführer

Begonnen von Warwick, 31. Oktober 2019, 17:39:56

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Warwick

Kameraden,

ich möchte die Gelegenheit mal nutzen, um hier möglichst ungefilterte Meinungen einzuholen. Ich denke, die Situation ist bekannt, aber ich schildere sie nochmal: Als Offizier mit Studium im Heer verbringt man 4 Jahre auf der Universität, die mit der Truppe wirklich wenig zu tun hat. Anschließend besucht man mit anderen jungen Offizieren den OL2 und OL3, um schließlich in die erste Verwendung zu kommen. Bis dahin hat man quasi keinen Kontakt mit der echten Truppe und ist fast nur unter OAs und Offzen in der Uni oder auf Lehrgängen. Daher die Frage: Wie kann sollte sich ein solcher Oberleutnant in seiner ersten Verwendung grade am Anfang verhalten, um mit seinem Erfahrungsdefizit so umzugehen, dass er weder als unqualifiziert noch als arrogant aber ahnungslos oder als Blender rüberkommt? Was erwarten Mannschaften und Dienstgrade von ihrem Zugführer in den ersten Wochen? Wie kann ich von den erfahrenen Kameraden lernen, ohne dass ich als "hilfsbedürftig" rüberkomme?

MkG,

Daniel

KillBurn93

Von den Erfahrungen der PUO lernen ist das Zauberwort.
Wenn die Ihnen gut gesonnen sind wird das Leben sehr viel einfacher. Wer bei erfahrenen ab Hauptfeldwebel aufwärts zu sehr auf seine Weisheit/höhere Position pocht wird irgendwann gegen eine massive Wand fahren. "Das hätten Sie doch wissen müssen" sowas kommt regelmäßig vor und wäre nichts neues ::)
Memento moriendum Esse

Ohne Mut und Entschlossenheit kann man in großen Dingen nie etwas tun, denn Gefahren gibt es überall.
Carl von Clausewitz (1780-1831)

DeltaEcho

Gerade als OLt bekommt man vom unterstellten Bereich einen Vertrauensvorsprung. Diesen sollte man nutzen, menschliches führen als Stichwort.

Loyalität muss man sich aber verdienen, der Untergebene Bereich erwartet ein gewisses Fachwissen. Dies sollte aber nachdem OL3 durchaus vorhanden sein.

Der KEO ist auch immer ein guter Ansprechpartner, gerade wenn man vor neuen Situationen/Herausforderungen steht.

Es wird aber nicht jeder Offizier in der ersten Verwendung nachdem OL3 ZgFhr, einige auch erst in der zweiten Verwendung als Hptm oder auch gar nicht.

200/3

#3
Im Idealfall hat der neue Zugführer/Truppführer/Wasauchimmer Ahnung von dem was er da tut. Dass diese (oft leider nur vermeintliche) Ahnung aber meist nur theoretischer Natur bzw. geprägt von der klinischen OL3-Schulsituation ist, ist ja kein Geheimnis. Mangelnde Erfahrung kann und darf man hier aber niemandem zum Vorwurf machen, der Dienstherr hat das Konzept so gewollt und Erfahrung kann man schließlich nicht lernen sondern nur machen.

In der Truppe/Erstverwendung kommt es tatsächlich darauf an den Spagat zu schaffen: auf der einen Seite von den Erfahrungen und dem Fachwissen der Portepees und MilFD-Offze zu lernen und zu profitieren und auf der anderen Seite nicht als völliger Tapsi dazustehen. Dieser Erfahrungsaustausch kann auch gerne bei einer Tasse Kaffee/Flasche Bier/... hinter verschlossenen Türen stattfinden. Ich kenne keinen "alten Hasen" der nicht gerne sein Wissen weitergibt. Für diesen Spagat gibt es aber keine Goldrandlösung, das kommt immer auf die beteiligten Chraktere an. Ich persönlich habe immer das Spiel mit offenen Karten von Seiten der "neuen" Offiziere bevorzugt weil ich den OL3 in meiner Verwendung sehr gut kenne und weiß was dort abgebildet wird und was nicht.

Sicher muss man auch den Führungsanspruch durchsetzen wollen und können den man als Offizier hat...blöd wird's aber, wenn der untergebene Bereich sich denkt "Können wir so machen wie's der Oberleutnant will aber dann wird's halt scheiße...".
Wenn man irgendetwas ausarbeitet oder ausgearbeitet hat (Befehl/Konzept/Projekt...you name it) kann man gerne mal einen erfahrenen Kameraden drübergucken lassen und sich Tipps und Anregungen holen (Aber natürlich erstmal selber versuchen und nicht gleich von Anfang an nach Hilfe schreien). Die Jungs sind meist schon deutlich länger im Zug und haben das Entsprechende u.U. schon drölfmal durch oder haben bereits mehr Zeit im Einsatz verbracht als der frische Oberleutnant Dienstzeit hat (Übertreibung macht anschaulich...  ;)). Das Lernen hört nach dem OL3 nicht auf, nur die Lehrer sind keine Stabsoffiziere mehr sondern meist Untergebene.

Last but not least: Ich weiß, dass den OAs und "Jungoffizieren" an den Schulen, insbesondere in DD, gern vermittelt wird, sie seien Gottes ganz besondere Schöpfung und stünden allein schon evolutionär weit über allem was keine Sterne trägt. Dieses hohe Ross sollte man nach Möglichkeit zuhause im Stall lassen, dann klappt das auch ganz wunderbar mit dem Erfahrungsaustausch.

Kameradschaftliches Auftreten ohne wildes Abkumpeln, Vorgesetzter sein und sauber führen und dabei aber nicht auf Biegen und Brechen seinen Kopf durchsetzen wollen, Hinweise und Erfahrungen annehmen und auch gerne mal danach fragen.

Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Ist man lockerflockig und am zweiten Tag mit jedem Obergefreiten per Du, wird man das nicht mehr los. Lässt man am Anfang den arroganten, was Besseres seienden Herrn Offizier raushängen, hat man auch seinen Stempel weg und wird auflaufen oder im besten Fall einfach links liegen gelassen. Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit...

Haudegen

Bevor ich in die Zauberlehrlingschiene eingebogen bin war ich 1,5 Jahre Mannschaftssoldat und bin als MKF auf dem Wiesel durch die Gegend gefahren.
Hier noch ein paar Tipps aus der "Mannschafter-Sicht":

1. Das hat 200/3 schon gut dargestellt, aber hör auf so zu tun als wenn du alles wüsstest. Es ist keine Schande wenn man mal nen HG fragt ob man an der Stelle am Übungsplatz gut durchkommt oder eine Ausweichroute existiert, damit man nicht am Ende da steht und sich wundert warum man sich mal wieder festgefahren hat, trotz besseren Wissens des MKF...

2. Auch wenn du es nicht immer mitkriegen wirst aber deine Untergebenen werden IMMER über ihre Vorgesetzten lästern, sei es über den GrpFhr der mal wieder irgendeinen Scheiß befohlen hat oder der Olt der sowieso keinen Plan hat.

Und da ist es egal wie breit du bist oder wie schnell du den 5000er Gepäcklauf rennst, vor allem in der Infanterie ist dieses lästern und nörgeln eher verbreitet als bei anderen TrpGtg.

Aber find dich damit ab, du wirst nicht derjenige sein der mit den Jungs in die Kneipe geht und irgendwelche Heldentaten vollführt, sondern du wirst derjenige sein der anschließend ermitteln darf. 8)

3. Vorbefehle, Vorbefehle, Vorbefehle, erwähnte ich schon die Vorbefehle?

Sobald auch nur die Möglichkeit besteht etwas eine Woche, ein Tag oder meinetwegen ne Stunde vorher zu befehlen um etwaige Arbeiten am Fahrzeug, am Mat oder whatever zu verrichten tu es!

Wenn der Alte oder die Brigade sich mal wieder schlecht ausdrücken und nicht ganz klar ist wann genau Abfahrt/ Übungsbeginn etc. ist, dann formulier es so, dass auf jeden Fall bald Abfahrt ist aber noch kein genauer Zeitpunkt festliegt. Dann können alle Vorbereitungen getroffen werden und sei es das sich jeder an der Tanke am Abend vorher nochmal Beef Jerky holt etc. etc.

Denn mal von jetzt auf gleich vom Hof zu rollen funktioniert in den wenigsten Fällen und trägt nicht besonders zur Motivation der Fahrer bei, dann gibts immer den Spruch? "Hätte der Olt nicht mal vorher was befehlen können?"

Letztendlich hilft es einfach den gesunden Menschenverstand walten zu lassen und nicht allzu viel darüber nachdenken, Fehler passieren immer, man sollte nur aus Ihnen lernen.

Ansonsten hat 200/3 schon alles aufgeführt. Nur eins noch:

Über Wertschätzung freut sich jeder, du musst natürlich nicht der Jogibär sein, manchmal muss einfach mal ein rauer Ton über den Flur schmettern, aber gute Leistungen anerkennen und den Erlass Erzieherische Maßnahmen gut anwenden ist von einem Offz wohl nicht zu viel verlangt.
Hilfe! Ich kann nichts mehr anfordern, weil ich keine Anforderungsformulare mehr habe.

"Ein sprechender Elch hat mir gesagt ich solle zur Bundeswehr gehen. Klingt fair!"

Kestrel

Folgendes fällt mir noch ergänzend ein:

Niemals gute Leistungen oder Ideen von Untergebenen für sich selber beanspruchen - damit glänzt man gegenüber dem Chef vielleicht mal ganz kurz, aber das hält nicht lange an. Erstens spricht sich das dann in der Einheit schnell herum (was gar nicht gut ist...), zweitens kommen dann keine guten Ideen mehr von unten. Warum auch?

Besser: Besondere Leistungen oder sinnvolle Ideen, die die Teileinheit vorangebracht haben, nach oben transportieren und dabei ausdrücklich dem zuschreiben, der dafür tatsächlich verantwortlich war. Das motiviert und spornt an. Und es lässt einen als Vorgesetzten auch nicht schwach aussehen, im Gegenteil.

Und wenn umgekehrt tatsächlich mal Fehler im unterstellten Bereich passieren, dann stellt man sich als Vorgesetzter grundsätzlich davor und hällt die Hand drüber. Details kann man dann später intern klären. "Grundsätzlich" heisst aber auch: Es gibt Ausnahmen davon. Und dann muss man tatsächlich tätig werden und auch Härte zeigen. Was wann der Fall ist...muss man halt wissen.


Material und auch Personal wollen "bewirtschaftet" werden. Also Verbindung halten zum Spieß und zum Versorger der Einheit suchen - und sich Verfahren und Abläufe ausfürlich erklären lassen. Und sich dann auch dran halten... Denn das mit dem Material kann u.U. teuer werden oder alternativ sehr viel "kreative" Problemlösungen von erfahrenen Kameraden benötigen - so sie einem denn helfen wollen. Siehe oben...
Und in Bezug auf das Personal: Sich um seine eigenen Leute zu kümmern ist wohl die vornehmste Pflicht von jedem Vorgesetzten. Und bedeutet eben auch immer wieder Paierkram über Papierkram... Das kostet Zeit und manchmal auch Nerven, aber es ist es wert.


Ansonsten: Fehler in der allerersten Truppenverwendung können und werden passieren - das ist normal. Aber man sollte keinen Fehler zweimal machen. Und niemals sollte er aus Faulheit oder Trägkeit passieren.

gast999

Auf die Gefahr hin das ich den zorn der unteroffiziere o.p. Auf mich ziehe: Um ein noch besseres Bild vom zug-alltag zu erhalten sollte man als frischer olt. Die oberstabsgefreiten zum erfahrungstausch heranziehen. Es Heisst nicht umsonst in vielen truppenteilen das die osg die besseren unteroffiziere o.p. Sind.

200/3

Das trifft heutzutage leider nur noch halb zu. OSG heißt inzwischen ja nicht mehr unbedingt lange dabei und "alter Haudegen"...da muss man als "Neuer" im Zug schon genau schauen, wer von denen wirklich Ahnung und Erfahrung hat und wer einfach nur in vier Jahren zum OSG durchbefördert wurde ohne großartig was zu reißen...

Al Terego

Zitat von: 200/3 am 02. November 2019, 08:47:03
... OSG heißt inzwischen ja nicht mehr unbedingt lange dabei und "alter Haudegen"

Na zum Glück gibt es dafür ja bald den Korporal ...  8)

ulli76

Wichtig ist zwar die Erfahrung der alten Hasen zu schätzen, aber sich auch nicht komplett unterbuttern zu lassen. Die Gratwanderung ist die wahre Kunst.
Finde die informellen Führer (also die wirklichen, nicht die Großmäuler)- die musst du frühzeitig überzeugen.
Nicht in Mikromanagement verfallen- schau dir an, wem du welche Aufgabe anvertrauen kannst und lass dann den Leuten- vor allem den Spezialisten- die benötigte Freiheit.

Und sei gradlinig- deine Soldaten müssen wissen, woran sie bei dir sind. Was ist dir wichtig, worauf legst du Wert und dann musst du genau das aber auch leben.
•Medals are OK, but having your body and all your friends in one piece at the end of the day is better.
http://www.murphys-laws.com/murphy/murphy-war.html

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