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Szenario 3. Weltkrieg Schleswig-Holstein PzGren Brig 16 1986

Begonnen von BodoHH, 09. Dezember 2014, 05:43:28

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BodoHH

Guten Morgen,

meine Informationen waren auch nur sehr lückenhaft, deswegen freue ich mich ja auch über Aufklärung und Richtigstellung.

Welchen Auftrag hätte das PzAufkl.Btl 6 im Raum Eutin im V-Fall gehabt? Also quasi an der FLOT (Forward Line of Own Troops). In jenem Gelände zwischen Kanal und Zonengrenze. Panzer aufklären und dann? Himmelfahrtskommando? Mit dem Spähpanzer Luchs wieder über den Kanal zurück?

Wie hätte die Verzögerung denn ausgesehen?
Also Hinhaltung am VRV (FEBA - Forward Edge of Battle Area), solange bis US-Streitkräfte eingetroffen sind? Nehmen wir doch einfach mal meine alte Einheit, die PzGrenBrig 16, PzGrenBtl. 162. Elbe-Lübeck-Kanal, irgendwo Linie Lauenburg – Witzeeze – Büchen - Güster
Herbst 1986: 8. und 20. MSD brechen irgendwo nördlich von Witzeeze durch und überqueren den Kanal. PGB 16 muss mit den Überresten, die die Feuerwalze der sowj. Artillerie, v.a. die der Raketenartillerie überlebt haben (ausgebaute Stellung oder auf freier Pläne spielt da keine Rolle mehr, schätze ich) auf Linie YX (ich kenne den NATO-Begriff für hintere Auffanglinien, Sammellinien nicht. FLOT, FEBA und dahinter?) zurück.

Konkret in meiner 2./PzGrenBtl. 162 Hptm. Walleit:
T-64-Panzer vernichten die Hälfte der Kompanie. Sämtliche MILAN-Raketen verschossen. Durchbruch des Feindes ist nicht aufzuhalten. Trotz optimaler Geländeausnutzung wird der SPz Marder wegen seiner Höhe relativ schnell aufgeklärt und vernichtet. Mil Mi-24 Hind Kampfhubschrauber machen Jagd auf liegengebliebene Schützenpanzer.

Nach intensiven Feuergefechten muss auch diese Linie aufgegeben werden, Rückzug bis zur Bundesautobahn A-1 HH-Lübeck und dann? Hätte dann die 9. US Inf.Div. eingegriffen und in einem völlig verwüsteten Gelände weitergekämpft? Infrastruktur, Logistik, all dies wäre bei intensiven Kämpfen auf so engem Raum völlig vernichtet worden.
Die enorme Feuerkraft der sowjetischen Artillerie, dazu Luftschläge, hätte Schleswig-Holstein innerhalb kürzester Zeit in eine Mondlandschaft wie bei Verdun oder an der Somme verwandelt. Und das vermutlich allein mit konventionellen Waffen, ABC-Munition außer Acht gelassen.

Gruss,
Bodo

miguhamburg1

Lieber Bodo,

Sie werfen hier einige Begriffe durcheinander. Die von mir beschriebene Linie LÜTJENBURG - BAD OLDESLOE - GEESTHACHT war der VRV, alles was ostwärts war, also auch die BAB 1 auf schleswig-holsteinischem Gebiet war der Raum, in dem verzögert werden sollte, damit sich die für die Verteidigung in den Verteidigungsräümen westlich des VRV vorgesehenen Truppenteile (im Wesentlichen die PzBrig 18 im nördlichen Teil und die PzGrenBrig 16 im südlichen Teil) dort hätten einrichten können. Mit Blick auf die Karte werden Sie unschwer erkennen können, dass ein Durchbruch der Truppen des Warschauer Paktes trotz massiver Präsenz nicht auf der gesamten Länge infrage gekommen wäre. Denn allein der Elbe-Lübeck-Kanal war ein starkes Hindernis, dessen Überfahrten gesprengt und dessen Unterführungen mit Straßenstecksperren für längere Zeit unpassierbar gewesen wären. Hier wären die Truppenbewegungen in Richtung Westen teilweise zum Erliegen, auf jeden Fall allerdings sehr stark kanalisiert worden, was für einen Angriff sehr ungünstige gewesen wäre. Im südlichen Tel dieses Verzögerungsstreifens hätten die ausgedehnten Waldgebiete den Angriffsschwung stark beeinträchtigt, verangsamt und es wäre ebenfalls zu Kanalisierungen gekommen. Insofern bestanden tatsächlich für das Verzögerungsgefecht in S-H sehr viel bessere Voraussetzungen, als im Niedersächsischen.

Wie kommen Sie auf die 9. Infanteriedivision als für den Einsatz in S-H vorgesehenen Truppe? Einmal abgesehen, dass die 2. Amd Div der US-Streitkräfte mit einer Brigade in Garlstedt stationiert war, war dies strategische Reserve der Centag, also für den niedersächsischen Abschnitt vorgesehen. Für die Verteidigungsplanung in Schleswig-Holstein waren keine US-Truppen vorgesehen.

Viel mehr Kopfzerbrechen als Schleswig-Holstein machte den Verteidigungsplanern die Tatsache, dass der Zugang zur Nordsee im Bereich des Kattegatts/Skagerraks für die baltische Flotte zu verhindern gewesen war und dass entsprechend der nördliche Teil Jütlands für die strategische Planung des WP sehr viel mehr im Fokus stand als Schleswig-Holstein und die Millionenstadt Hamburg - die nun auch ein Vormarschhindernis erster Güte gewesen wäre, ganz abgesehen von der ELBE die hätte überwuert werden müssen.

Also, Ihre Überlegungen in allen Ehren: Nicht alle freilaufenden Übungen, die man mitmachte, hatten tatsächlich unmittelbaren Bezug zur Verteidgungsplanung.

miguhamburg1

Zur Frage des Auftrages des PzAufklBtl 6 hatte ich bereits in meinem Beitrag zuvor geschrieben. In der ersten Phase hätte dieses Bataillon als (durch Tle der PzGrenBrig 17 und der HschtzBrig 51 verstärkter) Verzögerungs-/Gefechtsverband das Verzögerungsgefecht von der Staatsgrenze bis zum VRV führen müssen. Dies wäre auch aufgrund der von mir zuletzt geschilderten topografischen Situation durchaus erfolgversprechend gewesen, zumal seinerzeit in jedem PzAufklBtl ein Forward Air Controller (LwOffz) mit seinem TACPTrupp in der STAN ausgeplant und auch personell/materiell zur Verfügung stand. Hier wäre es also zu einem massiven Unterstützungseinsatz durch die Luftwaffe und die PAH, die im HFlgRgt 6 zur Verfügung standen, gekommen.


BodoHH

Moin,

wie gesagt, ich war damals 1985/86 lediglich Wehrpflichtiger bei der 2./PzGren-Btl. 162 und kenne daher viele Zusammenhänge nicht. Daher bitte ich auch meine Unwissenheit zu entschuldigen. Ich war weder Uffz., noch Offizier, noch taktisch in irgendeiner Weise geschult. Ein einfacher Panzergrenadier, Mannschaftsdienstgrad, mehr nicht. Außerdem ist es schon eine ganze Weile her. Das sollte man auch nicht vergessen. 

Heute wissen wir, dass die Hauptstoßrichtung über das Fulda-Gap nach Frankfurt war.

Eine anderer möglicher Angriff durch die Norddeutsche Tiefebene im nördlichen Niedersachsen/Nordheide, also südlich von Hamburg. Doch auch hier wäre der WP auf Hindernisse wie dem Elbe-Seitenkanal gestoßen. War der Fazit aus der Übung ,,Trutzige Sachsen" im Herbst 1985 nicht: ,,zahlreiche Wasserhindernisse, sumpfig, für größere Panzeroffensiven ungeeignet"?

Im Norden evtl. eine amphibische Landung: Lübecker Bucht, Fehmarn.
Die Sowjets sind doch bekannt für ihre Maskirowka, für ihre Täuschungsmanöver. Also warum kein Angriff über den Elbe-Lübeck-Kanal (ELK)? Der ELK ist ca. 12 Meter breit, also nicht ,,unüberwindbar". Brückenpioniere, Schwimmpanzer, tiefwatfähige Gefechtsfahrzeuge.  Konnte der BRDM nicht auch schwimmen? Sicherlich schwer unter vollem Beschuss aber nicht unmöglich.  Wenn ein Angriff über den ELK für so unwahrscheinlich gehalten wurde, warum denn, wie in der Chronik des PzGrenBtl. 162 erwähnten ,,Halten in jeder Lage und um jeden Preis. Festkrallen der Truppe am ELK. Vorneverteidigung mit Billigung der Zivilbevölkerung im Herzogtum Lauenburg."?
Das Gelände zwischen Büchen und Lauenburg wäre ja vielleicht denkbar. Größere Waldgebiete? Ja, aber weiter nördlich bei Mölln und Ratzeburg. Oder der Sachsenwald vor den Toren Hamburgs. Büchen, Güster und Witzeeze diverse Baggerseen... Die Verengung an der Witzeezer Schleuse....alles denkbar.

Gruss,
Bodo

BodoHH

Mal wieder was dazugelernt:

TACP Trupp: Joint Fire Support Team. Ein Joint Fire Support Team (JFST) (engl. svw. kombinierter Feuerunterstützungstrupp) ist ein Zusammenschluss der Artilleriebeobachter, Vorgeschobenen Beobachter der Mörser und der Fliegerleittrupps zu einem Team, das die Kampftruppe begleitet und die Fähigkeit zur streitkräftegemeinsamen taktischen Feuerunterstützung besitzt, welche Steilfeuer (Rohr- und Raketenartillerie, Mörser, taktischen Feuerunterstützung von See an Land [engl. Naval Gunfire Support]) und Luftnahunterstützung (engl. Close Air Support [CAS]) anfordert und lenkt.

Die Aufgaben sind unter anderem die Überwachung des Gefechtsfeldes, die Zielaufklärung und -bestimmung, die Feuerlenkung eigener Waffen und Feststellung des Erfolgs des Waffeneinsatzes, die Auswertung und Meldung der eigenen Aufklärungsergebnisse und solche anderer Truppen, das Annehmen und Weiterleiten von Feueranforderungen der Kampftruppe sowie das Halten der Verbindung zum örtlichen unterstellten Führer der Kampftruppe.

STAN: Die Stärke- und Ausrüstungsnachweisung (StAN) bestimmt, welches Personal (Stärke und Zusammensetzung nach Funktionen und Ausbildung) und Material (z. B. Fahrzeuge, Ausrüstungen und Verbrauchsmaterialien) in Dienststellen, Einheiten und Verbänden als planmäßige Ausstattung festgelegt sind.
Beispiel StAN Jägerkompanie
V 1 H Jg Offz und Kp. chef
V 1 HF Jg.Fw und Kp. Fw.
10 Stu Gew
2 Pistolen ....

PAH: Panzerabwehrhubschrauber PAH-1/PAH-1A1(Bw), Bewaffnung HOT-Raketen

Quelle: WP

Ralf

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BodoHH

Moin,

wie sah es damals eigentlich mit Luftlandungen aus?
Kleinere Luftlandungen auf Kommandoebene (Speznas) oder größere Operationen von Luftsturmtruppen (Luftsturmtruppen = Fallschirmjäger d. NVA)?
Gruss,
Bodo

BodoHH

Moin,
das Thema scheint für die Allgemeinheit nicht besonders interessant zu sein. Eigentlich schade, ich hätte mich gerne noch weiter darüber unterhalten.

Sicher, es ist alles Spekulation aber es gab mal eine Zeit, wo dieses Szenario immerhin denkbar war.
1985/86 weniger wahrscheinlich als noch Anfang der 80er Jahre aber immerhin, die Gefahr bestand weiter.
Die Tatsache, dass  es anders kam, wissen wir alle.

Also, angenommen es hätte am ELK (Elbe-Lübeck-Kanal) einen oder mehrere Durchbrüche gegeben.
Wie aus mehreren Gründen bereits angeführt, vielleicht nicht der Schwerpunkt der 5. NVA-Armee aber als Ablenkungsmanöver. Ein Durchbruch von drei Divisionen, um NATO-Kräfte zu binden, während der Hauptstoß dann mit wesentlich stärkeren Kräften südlich der Elbe geführt wird.
Unter anderem auch mein PzGrenBtl. 162 unter Oberstleutnant Bernd Helms.
Das Bataillon, eng verbunden mit Teilen des JägerBtl. 66, hätte es also geschafft, Stellungen westlich des ELK zu beziehen.
Jeder kennt den Spruch über die durchschnittliche Überlebenswahrscheinlichkeit eines Panzergrenadiers.
Feindkräfte setzen Mehrfachraketenwerfer Typ BM-21 "Grad" gegen die Stellungen der Panzergrenadiere ein. Die Sowjetartillerie "schießt Planquadrat". Dicht hinter der Artilleriewalze folgen MOT-Schützenregimenter mit BMP und BRDM. Außerdem sowjetische Panzerregimenter.
In der Luft stehen sich Kampf- und Panzerabwehrhubschrauber gegenüber.  Die kleinen Panzerabwehrhubschrauber Bo 105 PAH 1 mit HOT-Panzerabwehr-Lenkflugkörper gegen die schweren Mil Mi-24 "Hind" mit festinstallierter Rohrbewaffnung, Luft-Boden-Lenkflugkörper, freifallenden Bomben etc.
Auch unten am Boden liegt der Schwerpunkt in der Panzerbekämpfung mit der MILAN und durch eigene Kampfpanzer. 

Wenn ich mich recht erinnere, gingen die Planungen der NATO sogar weiter.
Wäre das Herzogtum Lauenburg vom Gegner eingenommen worden, wäre sogar ein Häuserkampf/Ortskampf in HH denkbar.
Die U-Bahnschächte für Versorgung und unterirdische Truppenbewegung. Ein Uffz hatte einmal so etwas erwähnt, mag sein, dass er uns auch Blödsinn erzählt hatte.
Es ist alles so lange her und ich kann mich kaum noch daran erinnern.

Ich würde gerne darüber schreiben, daher suche ich ein möglichst realistisches Szenario.

Na gut, kann man nichts machen.
Frohe Festtage!

BodoHH

Da fällt mir ein: wer hätte eigentlich das Kommando über den abgesessenen Schützentrupp übernommen, wenn der Schützenpanzer samt Kommandaten, also Gruppenführer, Fahrer und Richtschützen ausgefallen wäre? Wenn dann auch noch der Truppführer fällt? Ich glaube das war gar nicht geregelt.

KlausP

ASlso ich habe mich jetzt noch einmal etwas intensiver mit der Abhandlung von S. Lautsch beschäftigt, besonders mit seinem Beitrag in "Die Streitkräfte der DDR und Polens in der Operationsplanung des Warschauer Paktes", erschienen im MGFA der Bundeswehr, 2010.

Danach war die 5. Armee in den 80ern (Nur darauf bezieht sich Lautsch; andere Beiträge, speziell die von beteiligten polnischen Offizieren, gehen schon für die Zeit ab 1950 davon aus.) nicht für einen Angriff in der "Jütländischen Operationsrichtung" (also Schlesweg-Holstein und das dänische Festland) vorgesehen sondern die "Küstenfront", gebildet aus der 1., 2. und 4. Armee und der 3. Luftarmee. Die 8. MSD (NVA) hatte den Auftrag, den Abschnitt BOIZENBURG - SCHAALSEE zu besetzen, um den Aufmarsch der Küstenfront zu decken, die 94. GdMSD (GSSD) hatte den gleichen Auftrag für den Abschnitt SCHAALSEE - DASSOW. Dieser Auftrag der 8. MSD sollte nach x + 2Tage beendet werden und die Division sollten in den Handlungsstreifen der 5. Armee nördlich WITTENBERGE - BOIZENBURG verlegt werden, um als 2. Staffel der Armee in der Angriffsoperation ausgangs des 3. Tages im Raum NIENBURG in das Gefecht eingeführt zu werden.

Zur Aufgabe der 8. MSD als Zitat:

ZitatDie 8. Mot.-schützendivision der NVA hatte zunächst den Auftrag, in der jütländischen Operationsrichtung einen Deckungsabschnitt an der westlichen Staatsgrenze zu beziehen und die Einführung von Teilen der polnischen Front (1. Polnische Armee) nach x + 2 Tagen in der Jütländischen Operationsrichtung zu sichern. Mit der Einführung der polnischen Verbände sollte die 8. Mot.-Schützendivision dann bereit sein, in den zur Erfüllung der nächsten Aufgabe in den Angriffsstreifen der 5. Armee eingeführt zu werden. Damit wurde die Absicht verfolgt, die Anstrengungen zu verstärken und die erforderliche Überlegenheit an Kräften und Mitteln in der Hauptrichtung aufrecht zu erhalten.

Wenn ich es gebacken kriege (Sch*** Alter  ;)), kann ich auch die entsprechende Karte aus dem Buch einstellen.
StOFä (NVA) a.D., StFw a.D.
aktiver Soldat vom 01.11.71 bis 30.06.06, gedient in zwei Armeen

BodoHH

Hallo Klaus,
das wäre natürlich großartig, wenn Du eine Karte dazu verfügbar machen könntest. Also ich würde mich sehr darüber freuen.

Der Schaalsee war der östlichste Punkt, dahinter Ratzeburg - Mölln und dann kam schon der ELK.
Sollte aber nicht genau dieser Raum, diese Ausbuchtung zwischen Kanal und den großen Seen Ratzeburger See und Schaalsee der Operationsbereich der Panzeraufklärer sein.
"Wir", sprich PzGrenBtl. 162 sollten meines Wissens erst "dahinter" einen Gefechtsabschnitt beziehen. Bei Witzeeze zwischen Büchen und Lauenburg.
Aber wie genau der Verteidigungsplan ausgesehen haben sollte, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Das wurde einem einfachen MG-Schützen auch nicht erzählt.

Gruss,
Bodo

BodoHH

Diesen etwas pathetischen aber doch sehr informativen Ausschnitt aus der Chronik der PzGrenBrig 16 möchte ich Euch nicht vorenthalten:
(aus http://www.panzergrenadierbrigade16.de/brigade/chronik.html)
ZitatDie personelle Stärke der Brigade wird im Verteidigungsfall durch Einberufung von Reservisten auf einen Gesamtumfang von 4.960 Soldaten angehoben; dieser Großverband steht bereit zur ,,Wacht am Elbe-Lübeck-Kanal". Vereinfacht gesagt, bedeutet das Konzept der Vorneverteidigung für unsere Brigade: ,,Halten in jeder Lage und um jeden Preis", und zwar am westlichen Ufer des Elbe-Lübeck-Kanals. Die Verwirklichung dieses ,,Festkrallens" der Truppe unmittelbar an der Innerdeutschen Grenze ohne ,,Aufgabe von Räumen" setzt auf Dauer die Billigung durch die Bevölkerung im Kreis Herzogtum Lauenburg voraus. Wenngleich Einzelheiten der operativen Planung nicht öffentlich erörtert werden können, ist vertrauensvolles Miteinander zwischen Truppe und Bevölkerung sowie die Einbindung der örtlichen Behörden in das konkrete Konzept der Vorneverteidigung unerlässlich; notwendiger denn je zuvor. Dieses weitere Werben um Vertrauen gelingt auch in schwierigen Fragen: etwa bei der baulichen Planung von Straßen oder Brückensprengschächten im Benehmen mit den zuständigen Baubehörden oder bei dem Befahren des Elbe-Lübeck-Kanals mit tiefwatfähigen Gefechtsfahrzeugen und Schwimmpanzern zur Gewässererkundung mit Hilfe des örtlich zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamtes.
Rückblickend betrachtet, sind die 80er Jahre die Blütezeit der Panzergrenadierbrigade 16 als kampfstarker Großverband des deutschen Heeres. Akzeptiert von der heimischen Bevölkerung, ausgestattet mit einem klar definierten Auftrag zur Landesverteidigung in der engeren Heimat, geführt von einem leistungsstarken Führerkorps, dessen Unteroffizierkorps in den einzelnen Einheiten sich weitgehend aus dem örtlichen Umfeld regenerieren, verfügt diese Brigade über Grundwehrdienstleistende, die - mit wachsender Tendenz heimatnah einberufen - sich mit dem Gedanken der Heimatverteidigung, dem ,,Dienen vor der Haustür" identifizieren können und wollen.
Diese Brigade ist kerngesund, die Führer aller Dienstgradebenen sind hoch motiviert. Ausbildungsstand, Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft aller Männer werden bei Truppenübungsplatzaufenthalten im In- und Ausland unter Beweis gestellt. Besonders die Auslandsaufenthalte der Truppe in SHILO/Kanada, CASTLE MARTIN/Wales und OKSBOL/Dänemark fördern den Ausbildungsstand ganz erheblich und sind zugleich Erlebnishöhepunkte für alle Beteiligten. Die jährlichen Großverbandsübungen im nationalen Rahmen oder unter Kommando COMLANDJUT stellen Führer und Truppe im Übungsverlauf vor extreme Anforderungen ,,rund um die Uhr". Durch das Erleben gemeinsam erbrachter Höchstleistungen fördern sie zu-gleich den Zusammenhalt der Truppe, schaffen Korpsgeist in den Einheiten und Verbänden. Nach Auftrag, heimatlicher Herkunft vieler ihrer Soldaten und durch die vielen kleinen Übungen auf Zug- und Kompanieebene in der heimatlichen Umgebung ist die Brigade bodenständig geworden; bodenständig im Kreis Herzogtum Lauenburg.
In diesem Kreis leben nach dem Stand 30.6.1993 165.633 Einwohner, die in fünf Städten (Geesthacht, Lauenburg/Elbe, Mölln, Ratzeburg und Schwarzenbek), 126 Gemeinden (in elf Ämtern zusammengefasst) und einer amtsfreien Gemeinde (Wentorf bei Hamburg) beheimatet sind. Außerdem umfasst der Kreis einen gemeindefreien Forstgutsbezirk (Sachsenwald). Landschafts-, aber auch Naturschutzplanung führten in weiten Gebieten zur Bewahrung einer reizvollen, teils bilderbuchhaft schönen Landschaft, insbesondere durch die großflächigen Landschaftsschutzgebiete Sachsenwald-Billetal, Hohes Elbufer, Stecknitz-Niederung und Naturpark Lauenburgische Seen. Allein der Naturpark umfasst bei einer Ausdehnung über 40.000 Hektar insgesamt 35 Seen. Zusätzlich sind auch im nordwestlichen Teil des Kreises kleinere Flächen als Naturschutzflächen ausgewiesen, weitere - mittelgroße - Gebietsteile als Landschaftsschutzflächen geplant. Insgesamt werden durch diese Strukturpolitik etwa zwei Drittel der Fläche des Kreises mit Landschaftsschutzmaßnahmen gepflegt, Kernbereiche durch Naturschutzmaßnahmen konsequent geschützt.
Anschließend verabschiedete der Brigadekommandeur die Brigade mit folgenden Worten: ,,Ende 1994 wird es die Panzergrenadierbrigade 16 ,,Herzogtum Lauenburg" nicht mehr geben, die Bose-Bergmann-Kaserne, Bismarck-Kaserne, Sachsenwald-Kaserne werden aufgegeben. Damit endet ein Stück Nachkriegsgeschichte, ein Stück Militärgeschichte im Kreis Herzogtum Lauenburg. Wir gehen nicht gern, aber wir blicken stolz auf mehr als 36 Jahre Dienst für unser Vaterland, für diese Region. Neue Aufgaben warten an anderer Stelle auf jeden von uns. Wir wünschen Ihnen und uns weiterhin Frieden und Freiheit - damit verabschiedet sich die Panzergrenadierbrigade 16 ,,Herzogtum Lauenburg". Genauso aber hätte der KG sagen können: ,,Wo die Panzergrenadierbrigade 16 steht, kommt keiner durch." Die Bevölkerung hier im südlichen Schleswig-Holstein und ostwärts von Hamburg wusste, dass sie sich auf ihre Soldaten verlassen konnte..." Der Brigadekommandeur meldete jetzt die Brigade zur Außerdienststellung, und Generalmajor von Falkenhayn entband diesen stolzen Großverband mit Wirkung vom 31.12.1994 von seinem Auftrag. Mit einem dreifach kräftigen Hurra, unterstrichen durch donnerndes Kanonenfeuer, verabschiedeten sich die Soldaten von der Bevölkerung. Das anschließende Verhüllen der Truppenfahnen machte jedem die Endgültigkeit der Entscheidung vom 15.12.1992 deutlich. Die verhüllten Truppenfahnen wurden anschließend den Kommandeuren des Panzergrenadierbataillons 401 und des Panzerbataillons 403 übergeben. Sie werden die Tradition des Panzergrenadierbataillons 162 und des Panzerbataillons 164 übernehmen und lebendig halten. Nach einem Empfang im Offizierheim der Bose-Bergmann-Kaserne wurde als feierlicher Schlusspunkt dieses denkwürdigen Tages der Große Zapfenstreich auf dem Antreteplatz durchgeführt - ein Großverband hat sich verabschiedet.

Nur was passierte wäre wenn, darüber gibt es keinen Aufschluss. Vielleicht werden entsprechende NATO-Dokumente über mögliche Aufmarschpläne, Einzelaufträge im V-Fall, etc. noch unter Verschluss gehalten.

BodoHH

Heisst doch für mich: so unbedeutend war der ELK nun doch nicht. Immerhin nur noch ca. 50 km bis Hamburg.

F_K

Lieber BodoHH,

Du schreibst so viele Dinge, die wirklich nur auf "Stammtischniveau" sind, da haben Deine Ausbilder einfach einen schlechten Job gemacht.

Z. B. sichert ein MG (des abgesessen Schützentrupps) sicher nicht auf eine "freie Fläche", weil der abgesessene Feind diese ebenfalls meidet.

Oder auch:

ZitatJeder kennt den Spruch über die durchschnittliche Überlebenswahrscheinlichkeit eines Panzergrenadiers.

Solange der 3. WK "konventionell" geblieben wäre, hätten die Zahlen aus dem 2. WK weiterhin Gültigkeit gehabt - so im Schnitt also z. B. für einen PzGren Mannschafter 40 Gefechtstage - und zwischendurch gibt es ja auch Tage ohne Gefecht.

BodoHH

Hallo F_K, nein, meine Ausbilder haben ganz bestimmt keinen schlechten Job gemacht. Es ist nur alles schon so lange her, dass ich mich einfach nicht mehr erinnern kann. Die Dinge sind mir nicht mehr präsent genug. Das merkt man wahrscheinlich auch.

Und hier ein Bericht aus dem SPIEGEL aus dem Jahr 1977
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40781913.html
ZitatAufmerksam verfolgen die Soldaten Radarsignale. Sie rühren von einem Flugzeugpulk her. Die vierzig Düsenbomber vom Typ Tu-16 nehmen Angriffsformation ein und steuern weit auseinandergezogen im Tiefflug die Ostseeküste an. Ihre Ziele: die Marinehäfen Kiel, Eckernförde, Neustadt und die Brücken über den Nord-Ostsee-Kanal. Während die Sowjet-Bomber ihre Schächte öffnen, werden die Nato-Flugplätze Jagel, Eggebek, Leck und Wittmund von Mittelstreckenraketen getroffen, konventionelle Sprengköpfe zerstören die Rollbahnen. Sowjetische Panzer-Regimenter, unterstützt durch ostdeutsche Pioniertruppen und Mot-Schützen der Nationalen Volksarmee (NVA), überschreiten die Elbe und bilden Brückenköpfe bei Lauenburg, Hitzacker und Büchen. Bis 5 Uhr ist Verstärkung eingetroffen: Die erste Staffel der "Küstenfront", gebildet aus zwei in Mecklenburg stationierten Garde-Armeen, bereitet sich auf den weiteren Angriff vor. Zeit 5.15 Uhr Auf dem Divisionsgefechtsstand der 6. Panzergrenadierdivision in Wahlstedt (später Neumünster) wird die aktuelle Lage erstellt, Militärs schätzen die ersten Verluste und zeichnen die vermutete Stoßrichtung des Feindes auf großflächigen Karten säuberlich ein. Allen Stabsoffizieren ist zu diesem Zeitpunkt klar, daß der sowjetische Angriff nicht einem begrenzten Ziel gilt. Meldungen vom I. deutschen Korps in Niedersachsen und der 7. US-Armee in Süddeutschland bestätigen die Vermutung. Warschauer-Pakt-Truppen greifen die Bundesrepublik mit Stoßrichtung Hamburg, Ruhrgebiet und entlang der Linie Deggendorf-München an. Zeit: 5.30 Uhr Vor Flensburg und an der dänischen Küste werden Fallschirmjäger abgesetzt. Gleichzeitig landen, unter Feuerschutz von Kriegsschiffen, sowjetische und polnische Marine-Infanteriebrigaden mit Luftkissenfahrzeugen und Panzern und besetzen die Küstenstreifen. Ihr Befehl: die dänische Jütland-Division von den Verbänden der 6. Panzergrenadierdivision und des Territorialkommandos in Schleswig-Holstein abzuschneiden. Zeit: 6.30 Uhr Bei Schwarzenbek und Mölln versuchen Einheiten der Panzergrenadierbrigade 16 den immer stärker nachdrückenden Feind zu stoppen. Hamburg wird, wie in den Nato-Planungen vorgesehen. zur "offenen Stadt" erklärt. Zeit: 7.05 Uhr Der Kommandeur der 6. Panzergrenadierdivision, Generalmajor Hans Poeppel, meldet dem Nato-Kommando Comlandjut über Richtfunk die Lage und fordert Truppen-Unterstützung an. Die Antwort ist negativ. (heißt was: Verheizen des PzGrenBtl. 16 am Kanal?) Auch die dänische Division, mit Abwehrgefechten beschäftigt, kann nicht helfen; außerdem ist in Kopenhagen das Parlament noch nicht zusammengetreten, um die Truppen für den Nato-Einsatz freizugeben. Das 1. deutsche Korps in Norddeutschland kämpft auf der Linie Alvern-Bergen-Celle mit starken sowjetischen Panzerkräften und wartet auf Entlastung durch britische und belgische Truppen. Die Nato-Partner aber stehen immer noch westlich der Weser. Zeit: 7.10 Uhr Trotzdem entschließt sich der Divisionskommandeur, Atomwaffen-Einsatz anzufordern. Er hält dies für die letzte Chance, den Angriff zu stoppen. Geplantes Ziel des Atomschlages ist die Straßenkreuzung Grande, südlich Trittau (Nato-Koordinaten: NE 924378). Bis zu der voraussichtlichen Freigabe des ersten Atomsprengkopfes durch den US-Präsidenten glaubt General Poeppel mit seiner 6. Panzergrenadier-Division das Gelände westlich der Bundesautobahn Hamburg-Lübeck noch halten zu können. 23 Stunden und fünf Minuten nach der Anforderung erschüttert eine schwere Detonation das Gelände um Trittau. Ein Atomsprengkörper von zehn Kilotonnen (KT) ist gezündet worden. Der Divisionsbericht meldet "hohe Verluste unter der Zivilbevölkerung und schwere Zerstörungen an Gebäuden und Wald in einem Radius von etwa 1200 Metern".

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