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Darf der Chef krankschreiben?

Begonnen von Schlork, 21. Dezember 2023, 10:09:27

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Schlork

Hallo zusammen,
Ich bin neu hier im Forum und habe direkt mal eine Frage zur Krankschreibung von Soldaten:

TDLR: "Darf ein Chef/Disziplinarvorgesetzte Soldaten ohne vorheringen Arztbesuch krank schreiben?"

Hintergrund der Frage:
Bei uns ist die sanitätsdienstliche Versorgung leider etwas "schwierig", was in der jüngeren Vergangenheit zu massivem Unmut geführt hat. Ich will hier nichts gegen unsere Sanis sagen: Die sind meiner Einschätzung nach schlicht überlastet und können da nicht wirklich was für.
Daher hat unser Kommandeur vor einiger Zeit angeboten, dass er unter bestimmten Umstände auch krank schreiben würde, wenn aus seiner Sicht ein Besuch im San nicht zwingend notwendig/zielführend ist. Hierzu soll sich Soldat beim TE-Führer melden, welches dann das Weitere mit dem Kdr regelt.
Dazu kommt es normalerweise eher selten. Die meisten Dinge lassen sich auf TE-Ebene regeln oder sind halt so geartet, dass Soldat freiwillig zum Arzt geht.

Jetzt ist es allerdings tatsächlich zu der Lage gekommen, dass sich binnen zweier Tage fast eine komplette TE eine Magen-Darm-Geschichte eingefangen hat. Das macht eine Fahrt zum San durchaus ... schwierig. Unser SanBereich ist alleine ca. 20-30 Minuten mit dem Auto von unserer Kaserne entfernt - von zu Hause aus kann es noch länger dauern. Mit Durchfall / Erbrechen jetzt nicht unbedingt ein großer Spaß.
Hinzu kommt, dass der Infektionsbereich in unserem SanBereich aktuell über keine Toilette verfügt.

Daher wurde der Besuch beim Arzt freigestellt. In den meisten Fällen war dies auch kein Problem. Allerdings haben wir zwei Kameraden, die sich seit heute im Erholungsurlaub befinden.
In diesen Fällen hieß es, dass die "Krankschreibung" seitens Kdr nicht anerkannt werden und sie das weitere Vorgehen mit dem SanBereich abklären müssten.

Das ist jetzt kein großes Problem: Normalerweise lässt sich der SanBereich darauf ein, dass man telefonisch mit dem Arzt spricht, die Neukrankmeldung dokumentieren lässt und sich dann ein paar Tage später den Krankenmeldeschein entsprechend ausfüllen lässt.
Mir geht es eher um die grundsätzliche Frage, die ich eingangs gestellt habe:
Dürfe ein Chef einen Soldaten auch ohne vorherigen Arztbesuch krankschreiben oder ist der Arztbesuch zwingend vorgeschrieben?

Ich hatte die Regelung bisher nie hinterfragt und war einfach davon ausgegangen, dass Chef/Kdr das "natürlich" können, weil der Status vom Doc doch auch "nur" eine Empfehlung ist und die Entcheidung letztlich eben beim Chef liegt (auch wenn die Realität häufig anders gelebt wird).
Auch wundere ich mich, wer diese Krankschreibung am Ende nicht anerkennen sollte? Arbeitszeiterfassung und Urlaubskartei werden doch in der Einheit geführt? Oder gibt es da noch eine externe Stelle, die Krankschreibungen überprüft? (Ich bin in derartigen Stabsprozessen nicht bewandert.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mir hier etwas Licht ins Dunkel bringen könntet.

Und bitte nicht falsch verstehen: Es geht hier nicht um Beschwerden über SanBereich, Kommandeur oder bestehende Vorschriften. Ich möchte einfach nur mein Wissen erweitern und mich dabei nicht unbedingt auf "gefährlicher Halbwissen" oder "das hat Irgendwer irgendwann irgendwie zu Irgendwem mal gesagt" verlassen.

F_K

Selbstverständlich kann ein DV / Kdr NICHT krankschreiben - weil dies ZWINGEND eine ärztliche Tätigkeit ist (Ausnahme: Der DV / Kdr ist entsprechend selber der zuständige TrArzt).

Ein DV / Kdr bestimmt aber grundsätzlich die Tätigkeit / den Aufenthalt des Soldaten - wenn er also zu der Ansicht kommt, den Soldaten von Tätigkeiten frei zu stellen und den Soldaten den Aufenthaltsort selber festlegen zu lassen - "kann man machen".

Ich halte dies allerdings aus haftungs- und dienstrechtlichen Gründen für sehr problematisch - weil es eben eine ÄRZTLICHE Entscheidung ist, auf JEGLICHE Behandlung zu verzichten und bei gewissen Erkrankungen "nur zuzuwarten".

(Gedankenspiel: Das Erbrechen / der Durchfall führt zu einer (lebensgefährlichen) Dehydration ... )

Ralf

ZitatDas ist jetzt kein großes Problem: Normalerweise lässt sich der SanBereich darauf ein, dass man telefonisch mit dem Arzt spricht, die Neukrankmeldung dokumentieren lässt und sich dann ein paar Tage später den Krankenmeldeschein entsprechend ausfüllen lässt
Eine telefonische Krankschreibung durch den Arzt/SanBereich ist nicht zulässig.
ZitatBetreff:


Bezug:   G-BA Beschluss telefonische Krankschreibung vom 07.12.2023
hier: KEINE Umsetzung innerhalb der Bundeswehr

1.   G-BA Beschluss vom 07. Dezember 2023

Mit Bezug 1. können sich zivile Patienten und Patientinnen seit dem 07. Dezember 2023 telefonisch bei Ihrem Hausarzt krankmelden,
sofern sie in der Praxis bekannt sind und keine Möglichkeit der Videosprechstunde existiert.
Dieser Beschluss gilt nicht für Soldaten und Soldatinnen und wird in den Sanitätseinrichtungen der Bundeswehr keine Umsetzung finden.
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Schlork

Danke für Eure schnellen Antworten.

Wenn wir jetzt Mal 'zwischenmenschliche Lösungen', 'Sonderlösungen', 'nette Vorgesetzte/Truppenärzte' außen vor lassen:
Wie sieht denn das rein(!) vorschriftskonforme(!) Vorgehen in so einem Falle aus?
Gegen Erbrechen kann man ja wenigstens einen Eimer oder so mitnehmen, aber mit Durchfall stelle ich mir den Weg zum San sehr unangenehm vor.
Ist ja nicht so, dass man sich den Zeitpunkt unbedingt aussuchen könnte und man 'schnell vorher' noch mal gehen kann. Sowas begründet ja nun auch nicht einen 'Notfall', der dann Kapazitäten von Kliniken o.Ä. bindet.

Wie gesagt: Die Frage jetzt mal rein theoretisch nach Gesetzes- und Vorschriftenlagen betrachtet.
In der Realität findet man sicherlich meistens eine sinnvolle Lösung und das sollte ja eigentlich auch die Ausnahme sein - mir ging es genau 1x so und da war auf Lehrgang, wo der San praktischerweise am StO war.

F_K

@ Schlork:

Ernsthaft: Wenn eine Person einen "Dauerdurchfall" hat, dann steht tatsächlich, zumindest nach einiger Zeit, ein Notfall im Raum, da dann Dehydration schnell lebensbedrohlich wird.
(Einfache Maßnahme: Kochsalzlösung vom Tropf - ist aber eine ärztliche Indikation).

Wie kommt der Soldat denn von der Kaserne nach "Hause", in den "KZH Zustand durch Kdr"? Da ist dann plötzlich doch eine Reisefähigkeit gegeben?

Praktisch soll es Windeln geben, die dann eine (eingeschränkte) Reisefähigkeit ermöglichen.

Also ERNSTHAFT: Bei schwerem Durchfall benötigt man Medikamente - und eben eine ÄRZTLICHE Abklärung der Krankheit.
Dies liegt doch im Eigeninteresse des Soldaten.

Telefonische Krankschreibung ist für solche Fälle nie gedacht (gewesen), sondern z. B. bei klarer "Erkältungsproblematik" (oder Covid Positiv bei mäßigen Symtomen), wo eben eine ernsthafte Erkrankung ausgeschlossen werden kann, aber eine Arbeitsfähigkeit nicht gegeben ist.

Schlork

Danke. Thema kann geschlossen werden.

justice005

Solche schlecht organisierten Dienststellen laufen nur solange, bis eine genügende Anzahl von Soldaten sich beschwert. Wenn ein soldat krank ist, dann hat er einen Rechtsanspruch darauf, von einem Truppenarzt zeitnah und vernünftig organisiert behandelt zu werden.

Wenn das nicht klappt, sollte papier schwarz gemacht werden. Wenn innerhalb von ein paar Monaten ein paar Dutzend Beschwerden oder Eingaben eingegangen sind, dann wird sich auch was ändern.

Zur Frage: Nein, der DV oder der Kdr können nicht krank schreiben und als soldat würde ich auch darauf bestehen, dass ich in zumutbarer Art und Weise mich beim Arzt vorstellen kann.

Ralf

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ulli76

noch eine kleine fachliche Anmerkung:
Ein junger, sonst soweit gesunder Mensch wird seine Durchfallerkrankung ohne die Notwendigkeit von Infusionen überstehen.
Und ja, es ist unangenehm wenn man ständig und recht plötzlich auf´s Klo muss. Es ist in der Regel so schnell selbstlimitierend und erlaubt auch die Aufnahme von Flüssigkeit, dass schlichtweg keinerlei Maßnahmen notwendig sind.

Zivile Patienten mit der üblichen 3-Tages-Regelung was ihre AU angeht, kurieren das auch einfach zu Hause aus.
•Medals are OK, but having your body and all your friends in one piece at the end of the day is better.
http://www.murphys-laws.com/murphy/murphy-war.html